Die Verhaltensforschung bestätigt, was wir intuitiv wissen: Die stärksten Aggressionen entstehen, wenn ein Mensch oder Tier sich bedroht und in die Enge getrieben fühlt. Selbst friedliche Wesen reagieren mit Angriff, wenn sie keinen Ausweg sehen. Das gilt für Tiere, Kinder – und auch für Erwachsene.
In der internationalen Politik wird dieser Zusammenhang oft ignoriert. Statt auf Deeskalation zu setzen, wird auf militärische Stärke vertraut – etwa durch Drohgebärden, Sanktionen oder Truppenpräsenz. Doch wer einen ohnehin angespannten Gegner weiter unter Druck setzt, riskiert Kurzschlussreaktionen oder Eskalationen.
Das Friedensgutachten 2025 warnt vor dieser Dynamik:
„Die Eskalation von Bedrohungswahrnehmungen führt zu einer gefährlichen Spirale. Sicherheit entsteht nicht durch mehr Waffen, sondern durch Vertrauen und Kooperation.“
Raketenstationierungen oder aggressive Rhetorik – etwa im Streit zwischen NATO und Russland oder in der Taiwan-Frage – erhöhen nicht nur die Abschreckung, sondern auch die Gefahr von Präventivschlägen. Die Logik „mehr Bedrohung = mehr Sicherheit“ ist trügerisch.
Gleichzeitig glorifiziert ein Teil unserer Gesellschaft Stärke und Dominanz. In Filmen, Games und sozialen Medien gelten selbstherrliche Machtfiguren als „cool“ oder „attraktiv“. Gewaltfreiheit, Empathie und konstruktive Konfliktlösung wirken dagegen oft schwach oder naiv.
Doch es gibt Hoffnung: Bewegungen wie Fridays for Future, Extinction Rebellion oder die globale Mediation Community zeigen, dass ein neues Denken entsteht – besonders in der jungen Generation.
Die Friedenspsychologie betont: Kreativer Umgang mit Aggression ist möglich – durch Dialog, Kunst, Sport, Bildung und gewaltfreie Kommunikation. Doch diese Wege werden noch zu wenig gesehen und genutzt.


