Wer nicht bereit ist, den eigenen Anteil an Konflikten zu erkennen, bleibt in einem Kreislauf aus Angriff und Verteidigung gefangen. Das gilt für persönliche Beziehungen ebenso wie für politische Auseinandersetzungen. In Paartherapien zeigt sich immer wieder: Beziehungen scheitern nicht an fehlender Härte, sondern an fehlender Empathie und Lernbereitschaft.
Auch in der internationalen Politik sind die Folgen mangelnder Versöhnungsbereitschaft spürbar – etwa im Nahostkonflikt oder in den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen. Die Friedensforschung spricht hier von „blockierter Konflikttransformation“: Wenn Machtinteressen, Parteistrategien und Sachzwänge echte Verständigung verhindern, bleibt das Potenzial für kreative Lösungen ungenutzt.
Die Studie „Reconciliation in Divided Societies“ (UNDP, 2024) zeigt, dass Versöhnung nur gelingt, wenn Schuld anerkannt und Lernprozesse ermöglicht werden – auf individueller wie kollektiver Ebene.


