Verdrängte Ängste – etwa vor Kontrollverlust, Unsicherheit oder dem Eingeständnis
eigener Fehler – sind mächtige Kräfte. Sie führen dazu, dass Menschen und Staaten
sich verteidigen, bevor sie überhaupt angegriffen wurden. In der Sicherheitspolitik
zeigt sich das in der Aufrüstung, die als „realistisch“ gilt, obwohl sie oft auf
emotionalen Schutzreaktionen basiert.
Die Zeitschrift „Wissenschaft & Frieden“ beschreibt in ihrer Ausgabe 2025, wie
bestimmte Konflikte aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden, weil sie
emotional zu belastend sind – ein kollektives Verdrängen, das politische
Handlungsfähigkeit untergräbt.
Verdrängte Angst erschwert versöhnliches Verhalten. Sie fördert
Schuldzuweisungen, Eskalation und das Festhalten an Feindbildern. Doch es gibt
Alternativen: Wenn wir den Mut finden, unsere Ängste zu erkennen und offen zu
kommunizieren – auch mit vermeintlichen Gegnern – entsteht Raum für
friedensförderndes Handeln.
Das „Handbuch Friedenspsychologie“ nennt dies „transformative Konfrontation“: Die
Fähigkeit, Angst nicht zu unterdrücken, sondern in Dialog und Kooperation zu
verwandeln.
Was bedeutet das für die heutige Politik?
• 🔍 Sicherheitspolitik muss psychologische Erkenntnisse integrieren – etwa
durch Friedensbildung, Mediation und Trauma-Arbeit.
• 🧠 Vertrauen ist kein naiver Wunsch, sondern eine strategische Ressource.
• 📉 Aufrüstung aus Angst verstärkt Bedrohungsgefühle – auf beiden Seiten.
• 🗣️ Offene Kommunikation über Ängste kann Eskalationen verhindern.
Solange wir glauben, dass Krieg unausweichlich ist, wird er wahrscheinlich bleiben.
Doch wenn wir beginnen, die Ursachen zu verstehen – und nicht nur die Symptome
zu bekämpfen – kann ein neues Denken entstehen. Und mit ihm: die Chance auf
echten Frieden.


